Markus, dein erster Dienst und gleich ein Einsatz des Werkskrisenstabs, zwei kleinere Arbeitsunfälle, eine Ölspur, zwei Täuschungsalarme und eine Geruchsbeschwerde. Ist das normal?
Das habe ich die anderen auch gefragt und nein, normalerweise ist es wohl deutlich ruhiger. Aber wer weiß, während meiner Vorbereitungszeit auf der Wache war nicht so viel los. Vielleicht musste ich aufholen.
Wie hast du dich auf deine neue Aufgabe vorbereitet?
Ich habe mich mit den Betriebsleitern aller Betriebe am Standort getroffen und mir unter anderem vor Ort angeschaut, wo Gefahrenschwerpunkte liegen, war in den Messwarten, habe mir jede Menge sicherheitsrelevante Dokumente durchgelesen und Vorlagen für den Ernstfall erstellt. Außerdem bin ich bei verschiedenen Einsätzen der Feuerwehr mitgefahren und war Teil einiger Übungen, zum Beispiel der Großübung letzten Sommer.
Deinen Job in der Arbeitssicherheit hast du aber schon noch?
Ja klar, das lief alles nebenher. Deshalb haben wir auch rund ein Jahr für die Einarbeitung eingeplant. Normalerweise betreue ich den Standortbetrieb, die Zentralfunktionen und das Engineering in Sachen Arbeitssicherheit und unterweise oder unterstütze bei Begehungen oder Gefährdungsbeurteilungen.
Ursprünglich hattest du dich im Notfall- und Krisenmanagement beworben?
Genau. Ich habe Rettungsingenieurwesen studiert – das ist quasi ein studierter Feuerwehrmann – und dann noch meinen Master in Sicherheitstechnik hintendran gehängt. Dort war damals keine Stelle für mich frei, aber ich bekam ein Angebot aus der Arbeitssicherheit, das ich nicht ablehnen konnte.
Wie läuft so ein Tag als Notfallmanager ab?
Zunächst gibt es eine Übergabe vom vorherigen Notfallmanager, dann ziehe ich mich um, prüfe danach noch kurz meine Unterlagen und verstaue alles im Wagen. Wenn alles ruhig bleibt, erledige ich den Tag über meine normalen Aufgaben aus der Arbeitssicherheit und übernehme das Bürgertelefon. Wird die Feuerwehr alarmiert, fahre ich immer mit zum Einsatzort. Den Abend und die Nacht verbringe ich auf der Feuerwache. Dort gibt es ein eigenes Zimmer für uns Notfallmanager, in den ich mich bei Bedarf zurückziehen kann. Die Kolleg*innen auf der Wache haben mich aber sehr herzlich aufgenommen, ich war deshalb oft mit ihnen zusammen.
Was ist dein Eindruck nach der ersten Schicht?
Notfallmanager sein ist sehr spannend und eine tolle Abwechslung zu meinem Arbeitsalltag. Es bedeutet aber auch viel Verantwortung, denn ich möchte den Werkskrisenstab nicht wegen einer Kleinigkeit einberufen. Andererseits geht die Sicherheit hier im Chemiepark natürlich immer vor. Die zwei Wochen sind wie im Flug vergangen.
Ralf Lassmann und Miriam Schütz übernehmen in der Regel jeweils einen Dienstblock pro Monat, Jürgen Groborz, Dirk Froehlich, Christian Ballion und Markus Schrems sind seltener an der Reihe. Ein Dienstblock beginnt samstags um acht Uhr und beinhaltet sieben Dienste. Auf 24 Stunden Arbeit und Bereitschaft folgen 24 Stunden Freizeit.
Das sind die Aufgaben eines Notfallmanagers:
Der Notfallmanager rückt bei einer Alarmierung mit der Werkfeuerwehr aus. Er beurteilt gemeinsam mit dem Einsatzleiter der Werkfeuerwehr die Lage, stuft das Ereignis ein, setzt je nach Ausmaß und Gefahrenlage eine Meldung an die Behörden ab, beruft den Werkskrisenstab ein und veranlasst zur Warnung von Mitarbeitenden und Nachbarschaft die Auslösung von Sirenen. Er besitzt im Einsatzfall weitreichende Entscheidungsbefugnisse und kann, wenn nötig, auch in den Betriebsablauf der Anlagen am Standort eingreifen, um die Gefährdung und Auswirkungen für Mensch und Umgebung so gering wie möglich zu halten.
Gemeinsam mit dem Einsatzleiter der Werkfeuerwehr, einem Ansprechpartner des betroffenen Betriebs sowie externer Einsatzkräfte bildet er die technische Einsatzleitung des Chemieparks Knapsack. Er fungiert zudem das Bindeglied zwischen Ereignisort und Werkkrisenstab.