Jeder Industriestandort hat eigene Arbeits- und Verfahrensanweisungen, Ordnungs- und Verhaltensregeln, die von jeder Person, die sich auf dem Gelände befindet, eingehalten werden müssen – so auch der Chemiepark Knapsack. Um das zu gewährleisten, gibt es den Werkschutz. Das komplexe Arbeitsgebiet erstreckt sich über verschiedene Bereiche und umfasst unterschiedliche Aufgabenfelder. Der Generalauftrag des Werkschutzes ist es, durch Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung Gefahren und Schäden vom Betrieb und seinen Mitarbeitern sowie deren Besuchern abzuwenden. Aber auch Verkehrskontrollen, die Abfertigung von LKWs an der Werkseinfahrt, Streifen- und Schließgänge, Empfangsservice sowie die Koordinierung von Maßnahmen im Ereignisfall gehören zu den täglichen Aufgaben der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Werksschutzes.
Um nachvollziehen zu können, was hier in der Theorie beschrieben wird, hat die KNAPSACKSPIEGEL Redaktion die Sicherheitsschuhe geschnürt und die Kolleginnen und Kollegen vom Werkschutz einen Tag lang im Chemiepark Knapsack begleitet.
Die Zentrale an der Einfahrt zum Werksteil Knapsack ist das Herz des Werkschutzes, denn von hier aus werden alle sicherheitsrelevanten Abläufe im Chemiepark Knapsack gesteuert und beobachtet. Auf den großen Monitoren über den Schreibtischen laufen Bilder der Überwachungskameras, die die Kolleginnen und Kollegen jederzeit im Blick haben – und bei Bedarf direkt von hier aus agieren können. Auch chemieparkinterne Notrufe sowie die Alarme der Brandmeldeanlagen gehen in der Sicherheitszentrale ein und werden von den Zentralisten umgehend bearbeitet. Entsprechend muss hier immer eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter präsent sein, denn im Ereignisfall sind es die qualifizierten Zentralisten, die zusammen mit den Einsatzkräften der Werkfeuerwehr umgehend die richtigen Maßnahmen einleiten und beispielsweise den Kontakt zur Kreisleitstelle halten, den Krisenstab einberufen oder eigene oder öffentliche Einsatzkräfte nachalarmieren.
Zur täglichen Aufgabe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Werkschutz gehört auch die Abfertigung der LKWs unter anderem an der Werkseinfahrt Hürth. Dabei geht es vor allem darum, die Papiere der Fahrer zu kontrollieren, Genehmigungen zu überprüfen und die Einfahrt zu erteilen. An der Haupteinfahrt für den Lieferverkehr wurden im Jahr 2018 insgesamt fast 100.000 LKWs abgefertigt, allein 45.000 davon waren Gefahrenguttransporter, bei denen zusätzlich auch die Fahrzeuge gemäß den vorgegebenen Sicherheitsvorschriften kontrolliert wurden. Das LKW Aufkommen am Standort hat sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt und stößt damit in einigen Punkten an seine Grenzen. Darüber hinaus werden am Tor Hürth Mitarbeiter- und Besucherausweise angefertigt und – wie auch beim Tor Knapsack – entweder Anfahrtspläne bzw. Wegbeschreibungen zu den jeweiligen Betrieben und Ladestellen innerhalb des Chemieparks Knapsack ausgegeben oder auf die Navigationsapp des Standorts verwiesen.
Neben der Einfahrtskontrolle von PKW und LKW gehören auch allgemeine Verkehrs- und Geschwindigkeitskontrollen, Streifendienste, Ladungssicherheitskontrollen sowie Fahrzeugkontrollen zur Diebstalprävention zum Aufgabenbereich der Werkschutzmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Die damit einhergehenden Tätigkeiten ähneln denen von Polizei und Ordnungsamt und sind im Prinzip auch genau daran angelehnt. Damit Unfällen vorgebeugt werden kann, müssen sich alle Personen im Chemiepark an bestimmte Regeln halten. Darunter fällt zum Beispiel, dass die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten innerhalb der Werksteile nicht überschritten werden. Mit speziellen Messgeräten führen hier Marcel Pilz, Fachkraft für Schutz und Sicherheit, und Andreas Fischer, geprüfte Schutz- und Sicherheitsfachkraft, gemeinsam die Geschwindigkeitskontrolle durch und halten dabei gegebenenfalls Fahrer an, die zu schnell unterwegs sind. Berechtigt sind sie dazu per Betriebsvereinbarung, die das Werkschutzteam dazu legitimiert, jederzeit Personen, die (im Verdacht stehen) gegen Verhaltensregeln (zu) verstoßen, zu kontrollieren.
Auf ihren Streifenfahrten kann es von Zeit zu Zeit auch vorkommen, dass die Werkschützer Personen anhalten müssen, von denen sie den Eindruck haben, dass sie eine konkrete Gefahr für die Aufrechterhaltung des Schutzes auf dem Gelände darstellen könnten. Das betrifft zum Beispiel LKW-Fahrer, die beim Fahren telefonieren, Fahrzeuge, bei denen die Ladung nicht ausreichend gesichert ist oder Personen, die im Verdacht stehen, etwas gestohlen zu haben. Da die Mitarbeiter des Werkschutzes gemäß § 13 StGB die Garantenpflicht, also die Rechtspflicht zum Schutz vor einer bestehenden Gefahrenquelle des Unternehmens, ausführen, dürfen in so einem Fall die Werkschutzmitarbeiterinnen und -mitarbeiter im Einzelfall auch das komplette Fahrzeug untersuchen. Wichtig hierbei ist: Wie bei der Polizei auch sind die Werkschutzkollegen auf ihren Streifen immer im Team unterwegs.
„Wer beim Werkschutz arbeiten möchte, muss stressresistent sein, sich durchsetzen können aber auch dazu in der Lage sein, sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen – schließlich wird niemand gerne kontrolliert“, fasst Markus Fröhlich die Kerneigenschaften einer guten Fachkraft für Schutz und Sicherheit zusammen. Die Berufsbezeichnung der 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Werkschutz lautet entweder geprüfte Schutz- und Sicherheitsfachkraft oder Fachkraft für Schutz und Sicherheit, je nachdem, wann sie ihre Ausbildung absolviert haben, denn letztere gibt es erst seit 2001.
Eine, die diese Ausbildung absolviert hat, ist Laura Bungert. Sie ist eine von drei Frauen im Werkschutz-Team und zeigt, dass man auch als junge Frau einiges in diesem heute noch eher männlich dominierten Beruf erreichen kann. Aktuell ist sie dabei, ihren Meister für Schutz und Sicherheit zu machen. Im insgesamt zwei Jahre dauernden Lehrgang, der sie unter anderem dazu qualifiziert, später einmal ein Team zu leiten, lernt sie neben allen sicherheitsrelevanten Themen auch Aspekte aus den Bereichen Betriebswirtschaftslehre, Personalführung, Arbeitsrecht und Qualitätsmanagement. Ihr Vorgesetzter Markus Fröhlich, der diesen Weg ebenfalls gegangen ist, unterstützt und fördert sie dabei. „Es ist wichtig, junge Fachkräfte weiterzubilden und zu fördern“, erklärt er und fährt fort, „wir sind besonders stolz, dass wir sowohl erfahrene als auch junge und
motivierte Kolleginnen und Kollegen hier im Team haben“. Denn ohne die wäre die tägliche Arbeit hier am Standort gar nicht möglich.
AUSGEPRÄGTER SERVICEGEDANKE
Es wird deutlich: Neben den bereits beschrieben Faktoren und Eigenschaften gehört zum Berufsfeld eben auch ein ausgeprägter Servicegedanke und gute Menschenkenntnis, denn die Kollegen an der Pforte sorgen täglich dafür, dass sowohl Gäste als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Chemieparks Knapsack freundlich in Empfang genommen werden. Zu ihren Aufgaben gehören außerdem die Sicherheitseinweisung der Mitarbeiter von Fremdfirmen sowie von Besuchern, die Kontrolle und Erstellung von Mitarbeiter- und Besucherausweisen sowie das Beschreiben von Wegen innerhalb des Chemieparks. Ein besonders wichtiger Aspekt des Empfangs im Werksteil Knapsack ist die Telefonzentrale. Wer im Chemiepark Knapsack anruft, landet zwangsläufig zuerst bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Werkschutzes. Von hier aus werden Anfragen weitergeleitet und Anrufende mit den gewünschten Gesprächspartnern verbunden.
Jedes gute Team braucht dynamische und hochqualifizierte Führungskräfte. Marcus Wenzel und Markus Fröhlich leiten und koordinieren das Team des Werkschutzes und sind dabei im stetigen Austausch mit Jürgen Groborz, Leiter Standortsicherheit & Abfallmanagement bei YNCORIS. In regelmäßigen Meetings besprechen sie die aktuelle Situation und halten sich so gegenseitig über das Tagesgeschehen auf dem Laufenden und besprechen auch strategische Themen wie beispielsweise die Frage bzw. wie der Werkschutz und die Prozesse am Standort für alle Beteiligten weiter verbessert werden können. Gerade die Digitalisierung einzelner Prozesse wird im Werkschutz und in der Sicherheit weitere Optimierungen ermöglichen. Da gute Sicherheitsarbeit immer ein dynamischer Prozess ist, kommt es bei ihrer Arbeit ganz besonders darauf an, aktuelle Entwicklungen im Auge zu behalten und schnell auf sie zu reagieren. Gemeinsam überarbeiten und entwickeln sie Konzepte für eine optimale Sicherheitskultur im Chemiepark Knapsack.
Werkschutz ist Tag und Nacht für die Sicherheit im Chemiepark Knapsack im Einsatz. Deswegen ist das Team in sogenannte Tagdienstler und Schichtler unterteilt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tagdienst sind vor allem für die allgemeine Sicherheit und den Service am Standort verantwortlich. Sie sind zum Beispiel für die LKW-Abfertigung, die Besucherinnen und Besucher sowie den Streifendienst am Tag zuständig. Die Schichtler wiederum arbeiten sowohl in Tag- als auch in Nachtschichten. Sie kümmern sich primär um die Werkschutzzentrale und die Streifentätigkeit und die damit zusammenhängenden Tätigkeiten. Aber auch der Schließdienst am Ende der Nachtschicht, also das Öffnen der Gebäude, ist Teil dessen.