Mädels sind härter im Nehmen!

Sarah Röttgen arbeitet bei YNCORIS im Marketing. Privat gilt ihre Leidenschaft dem Sport: Sie ist Kapitänin der Damenfußballmannschaft des VFL Erp 1927 / 1932 e. V.

Sarah, seit wann hast du den Fußball für dich entdeckt?
Seit der zweiten Klasse, knapp acht Jahre alt war ich. Zusammen mit meiner Schwester und Cousine haben wir einen Fußball Schnupperkurs nur für Mädchen besucht. Wir drei sind nun seit 15 Jahren am Ball.

Der Gewinn der Weltmeisterschaft 2003 löste einen Boom im Frauen- und Mädchenfußball aus. In der Saison 2005 /06 waren 60 % der neuen DFB-Mitglieder weiblich?
Mein Vater war aktiver Fußballer. Seine Begeisterung für den Vereinssport, das Spielen der Meisterschaften und Turniere, hat bei mir wohl den Funken überspringen lassen.

Welche Position besetzt du im Feld?
Aktuell bin ich in der Verteidigung. Wenn ich es mir aussuchen kann, ist mir das Mittelfeld oder der offensive Bereich lieber. Ich habe aber schon alle Positionen gespielt. Ich spiele das, was uns als Team weiterbringt.

In der Sozialforschung gilt die These, dass Fußball in der europäischen Kultur ein unverzichtbares politisches Mittel sei, um Beschleunigung und Maschinisierung der Arbeitswelt aufzufangen. Fußball gebe auch Frauen Raum, Aggressionen, positive als auch negative, leben zu dürfen.
Zweifelsohne ist Fußball ein Ausgleichssport. Das Training mit der Mannschaft und die Euphorie auf dem Platz an Spieltagen ist einfach die beste Methode, um Abstand vom Alltag zu gewinnen.

Was ist anders beim Damenfußball?
Meiner Meinung nach stecken Frauen mehr ein und sind härter im Nehmen: Man fällt seltener und geht näher an die körperlichen Grenzen. Generell taktieren die Herren mehr. Dazu gehört auch ausgedehntes Rumkugeln auf dem Platz und andere Spielverzögerungen.

Was sagst du zu dem ganzen Schwalbenflug, den sich selbst prominente Fußballer in wichtigen Spielen leisten?
Täuschungsmanöver sind natürlich sehr grenzwertig und immer mit dem Risiko verbunden, mit einer Gelben Karte verwarnt zu werden. Bei uns auf Kreisligaebene ist das allerdings eher weniger
relevant.

Ist Damenfußball dann der bessere Fußball?
In puncto Fair-play allemal.

Historie des deutschen Frauenfußballs

Während Frauenfußball in den 1920er Jahren in anderen europäischen Ländern einen ersten Aufschwung erlebte, verbot der DFB 1926 diesen Sport. Im Zuge der Fußalleuphorie 1954, ausgelöst durch den Weltmeistertitel der deutschen Männermannschaft, entfachte erneut eine Diskussion um den Frauenfußball. 1955 beschloss der DFB einstimmig:

„ […] unseren Vereinen nicht zu gestatten, Damenfußball-Abteilungen zu gründen oder Damenfußball-Abteilungen bei sich aufzunehmen, unseren Vereinen zu verbieten, soweit sie im Besitz eigener Plätze sind, diese für Damenfußballspiele zur Verfügung zu stellen, unseren Schieds- und Linienrichtern zu untersagen, Damenfußballspiele zu leiten.“

Dieses Verbot hob der DFB erst 1970 mit einigen Auflagen auf. 1974 erhielten die WM-Sieger pro Person eine Prämie von umgerechnet 35.900 Euro. 1989 wurde den Gewinnerinnen der Europameisterschaft ein Kaffeeservice überreicht. Dieses Halbfinale war das erste Frauenfußballspiel, das live im deutschen Fernsehen übertragen wurde.

Die Mädels holen auf: Frauenfußball zählt aktuell zu den am schnellsten wachsenden Sportarten in Deutschland.