Wir benutzen unsere Hände ständig – und wie selbstverständlich wir das tun, fällt uns meistens erst auf, wenn uns Verletzungen dabei einschränken. Nicht umsonst gehören die Hände zu den am häufigsten verletzten Körperteilen. Bei fast 40 Prozent aller meldepflichtigen Arbeitsunfälle sind die Hände betroffen. Fast ein Drittel dieser Unfälle geschehen beim Umgang mit Werkzeugen.
Dabei schlagen sich die Kollegen nicht etwa mit dem Hammer auf den Daumen, oft bleiben sie aufgrund der Enge am Einsatzort irgendwo hängen, rutschen mit ihrem Schraubenschlüssel ab oder schneiden sich an spitzen Blechen in der Umgebung. Richtiger Handschutz muss daher nicht nur maximal sicher sein, sondern auch gleichzeitig eine möglichst große Bewegungsfreiheit gewährleisten. Doch wie findet man die richtigen Modelle? Schließlich gibt es nicht nur eine Vielzahl von Produkten sondern auch eine Flut von Regelungen und Klassifizierungen.

Ermitteln Sie, was sie brauchen

Es gibt Schutzhandschuhe für mechanische Arbeiten, für Tätigkeiten mit chemischen Stoffen, für feuchte, kalte oder heiße Umgebungen, mit Schnittschutz oder ohne. Stellen Sie sich in einem ersten Schritt daher gemeinsam mit den Kollegen an der Werkbank oder der Anlage folgende Fragen: Welche Arten von Tätigkeiten fallen bei uns an? Welche Gefahren können dabei für die Hände ausgehen? Welche Schutzhandschuhsorte benötigen wir am häufigsten?
Auch wenn es schön wäre: Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Planen Sie daher mit mehreren Modellen. Bei uns haben wir weit über zehn unterschiedliche Modelle im Einsatz, um alle Tätigkeiten abzudecken. Hinzu kommen die Schutzhandschuhe, die uns unsere Kunden für ihre speziellen Umgebungsbedingungen zur Verfügung stellen.

Holen Sie sich einen kompetenten Schutzhandschuhhersteller ins Haus

Laden Sie einen Handschuhhersteller in Ihr Haus ein, der sich mit den Schutzhandschuhen, die Sie am häufigsten benötigen, am besten auskennt. Dazu können Sie ganz einfach das Internet durchforsten. Seriöse Anbieter geben Ihnen Empfehlungen, Sie schauen sich auch Ihre bisher verwendeten Schutzhandschuhe an und können Ihnen eigene Probeexemplare zur Verfügung stellen. Sie helfen Ihnen auch dabei, einen Handschuhplan zu erstellen. Solche Anbieter lassen übrigens auch Modelle anderer Unternehmen zu, denn für jedes Einsatzgebiet gibt es Spezialisten.

Alle zwei Jahre im Herbst – das nächste Mal im November 2019 – können Sie sich auch auf der Arbeitsschutzmesse A&A in Düsseldorf einen Überblick über Hersteller und Produkte verschaffen.

Chemikalienschutzhandschuhe: ein besonders kniffliges Problem

Den richtigen Chemikalienschutzhandschuh zu finden, ist häufig besonders schwierig. Denn viele Anlagenbetreiber arbeiten nicht nur mit klassischen Medien, für die Durchdringungszeiten bekannt sind, sondern auch mit Gemischen. Wie lange ein Schutzhandschuh diesen Gemischen standhält, wird in der Regel nirgendwo erwähnt. Gerade hier lohnt sich das Gespräch mit einem spezialisierten Handschuhhersteller. Die meisten haben ihre Modelle im Kontakt mit ganz unterschiedlichen Stoffen getestet und können daher vielleicht schon mit einem Blick in ihre Datenbank wertvolle Hinweise liefern.

Noch kniffliger wird es, wenn mehrere Gefährdungen – zum Beispiel mechanische und chemische – zusammenkommen. Oft bleibt dann nur, zwei Schutzhandschuhe zu kombinieren. Die Hersteller entwickeln aber ständig neue Modelle. Manche zeigen sogar defekte Stellen farblich an. Ein guter Kontakt zum Hersteller hält Sie auf dem Laufenden.

Nehmen Sie Ihre Nutzer von Anfang an mit ins Boot

Ganz gleich wie vollmundig die Versprechen der Anbieter sein mögen, am Ende müssen Ihre Mitarbeiter den Handschutz nutzen – und das geschieht nur, wenn er nicht nur sicher, sondern auch praktikabel und angenehm zu tragen ist. Wer kein Gefühl im Schutzhandschuh besitzt, um eine Schraube zu lösen, wird sich sonst im Zweifel für ein griffigeres Modell mit geringerem Schutz entscheiden.
Denken Sie außerdem an die Passform für große und kleine Hände und an allergische Reaktionen. Manche Kollegen reagieren empfindlich auf Nitril. Nehmen Sie daher nicht nur die bisherigen Erfahrungen Ihrer Mitarbeiter auf, sondern lassen Sie neue Schutzhandschuhe im täglichen Alltag testen und entscheiden Sie erst dann gemeinsam.

Bringen Sie Farbe ins Spiel

Informieren Sie Ihre Mitarbeiter, welcher Schutzhandschuh sich für welche Tätigkeiten eignet. Viele Hersteller verwenden unterschiedliche Farbkonzepte für Größen, aber auch für Schutzklassen. Dadurch können Ihre Kollegen schon an der Farbe erkennen, ob sich der Schutzhandschuh für eine bestimmte Tätigkeit eignet. Auch andere Mitarbeiter sehen dadurch auf einen Blick, ob der Kollege den richtigen Schutzhandschuh nutzt und können ihn bei Bedarf informieren, sollte er doch mal zum falschen Modell gegriffen haben.

Auch eine gute Idee: Bei einem unserer Partnerunternehmen im Chemiepark haben die Auszubildenden eine Handschuh-App entwickelt. Wer gibt die geplante Tätigkeit eingibt, erhält von der App Vorschläge für den richtigen Handschuh.

Zum Abschluss: Ein paar klassische Fehler bei der Schutzhandschuhwahl

Wussten Sie, dass Sie mit einem gewöhnlichen Cuttermesser einen Handschuh der höchsten Schnittschutzklasse durchschneiden können? Solche Schutzhandschuhe sind für Grate oder scharfe Kanten ausgelegt, sie schützen jedoch nicht vor gezielten Schnitten. Nicht umsonst tragen die Angestellten in der Fleisch- und Fischverarbeitung Kettenhandschuhe.

Verzichten Sie für eine bessere Griffigkeit nicht auf Sicherheit. Auch wenn es unbequemer sein sollte, die Sicherheit geht vor. Prüfen Sie deshalb Ihre Schutzhandschuhe auch regelmäßig auf Verschleiß und tauschen Sie sie im Zweifel frühzeitig aus. Betrachten Sie außerdem bei der Wahl des richtigen Handschutzes das gesamte Arbeitsumfeld und sämtliche Gefährdungen. Arbeiten Sie über Kopf, sollten Sie beispielsweise über ein langstulpiges Modell nachdenken, damit Ihnen nichts in die Ärmel läuft. Schließlich sollte das Bewegen der Hände immer eine Selbstverständlichkeit bleiben.