„Was ist das?“ „Das ist blaues Licht.“ „Und was macht das?“ „Es leuchtet blau.“
Seit einiger Zeit gibt es einen regelrechten Hype um das Thema blaues Licht am Arbeitsplatz. Blaue Lichtanteile werden nämlich verstärkt in künstlicher Beleuchtung ausgestrahlt, zum Beispiel durch tageslichtweiße LED oder LED-Bildschirme. Dabei wird diesem Licht auf der einen Seite bessere Leistungsfähigkeit und Konzentration nachgesagt, auf der anderen Seite warnen Studien eindringlich vor einem Zuviel und machen es für Schlafstörungen oder altersbedingte Makuladegeneration verantwortlich. Bedrohen also LED-Leuchten unser Augenlicht?
Licht mit hohem Blauanteil hat ein bisschen was von Rotwein. Ein Glas davon zur richtigen Zeit tut gut, zu viel davon ist schädlich. Die DGUV drückt es etwas wissenschaftlicher aus: Für eine Gefährdung durch gebräuchliche Lichtquellen am Arbeitsplatz müssen drei Faktoren zusammenkommen: eine sehr große Helligkeit der Lichtquelle, eine große im Blauen bewertete spektrale Strahldichte der Lichtquelle und eine ausreichend lange Expositionszeit.
Deshalb stellen nur sehr helle Lichtquellen ein potenzielles Risiko dar – und auch nur dann, wenn Sie für eine bestimmte Zeit hineinschauen. Die normale Beleuchtung am Arbeitsplatz fällt aber eindeutig nicht darunter. Bildschirme sind ebenfalls völlig unproblematisch, das bestätigt eine vom VBG beauftrage Untersuchung am Institut für Lichttechnik der TU Ilmenau. Dabei wurden verschiedene Bildschirmtypen bewertet und als „Worst-Case-Fall“ einen Industriebildschirm angenommen. Er sollte im Freien unter Sonnenlicht lesbar sein müssen und verfügte daher über eine besonders hohe Strahldichte mit einem hohen Blauanteil.
Das Ergebnis: Selbst der Industriebildschirm unterschritt den Grenzwert um das 40-fache. Bildschirme im normalen Bürobetrieb liegen um mindestens das 290-fache darunter. Deshalb sind hier die vielfach propagierten Schutzbrillen mit speziellem Blaulichtfilter auch völlig unnötig.
Nicht ganz. Anders sieht die Gefährdung bei der Installation von Beleuchtungsanlagen, an sehr hellen Prüfplätzen oder bei Arbeiten auf der Bühne durch Studio- und Bühnenbeleuchtung aus. Hier machen spezielle Schutzbrillen durchaus Sinn, um Blaulichtschädigungen - auch Blue Light Hazard genannt – zu vermeiden. Denn hier sind Mitarbeiter ganz anderen Blaulichtmengen und -intensitäten ausgesetzt. Solche Arbeitsbedingungen erfordern außerdem eine Gefährdungsbeurteilung, um mögliche Risiken für Mitarbeiter zu minimieren.
Grundsätzlich wirkt jedes Licht – ob natürlich oder künstlich – nicht nur im sichtbaren, sondern auch im nichtvisuellen Bereich. Im Tageslicht nimmt der Blauanteil morgens langsam zu, ist am Mittag am höchsten ist und sinkt gegen Abend wieder. Er deckt sich damit mit unserem natürlichen Aktivitätsmuster. Dagegen nutzen wir künstliches Licht vermehrt, wenn es draußen dunkler ist.
Studien zeigen aber, dass die Exposition mit blauem Licht einen deutlichen Einfluss auf die Melatoninunterdrückung und somit auf unseren Schlafrhythmus hat. Wer also abends und nachts Beleuchtungen mit hohem Blaulichtanteil einsetzt, schläft auf Dauer höchstwahrscheinlich schlechter ein. Hinzu kommt, dass wir heute den Bildschirm nicht nur während der Arbeitszeit nutzen, sondern auch im Privaten viel häufiger auf Computer, Tablet oder Smartphone schauen. Selbst die beliebten E-Book-Reader senden, wenn beleuchtet, Licht mit hohem Blauanteil aus.
Wenn Sie sich also etwas Gutes tun wollen, achten Sie im Tagesverlauf darauf, Ihre Augen immer mal wieder zu entspannen. Eine bekannte Regel sagt: Schauen Sie nach 20 min Arbeit am Bildschirm mindestens 20 Sekunden auf etwas, das mindestens 20 Fuß (ca. 6 Meter) entfernt liegt. Achten Sie auch auf die richtige Position zum Fenster und vermeiden Sie zu starke Kontrastunterschiede.
Packen Sie in den Pausen oder abends die Elektronik weg und gehen Sie lieber mal ins Freie. Wussten Sie zum Beispiel, dass bereits bei einem fünf minütigen Waldspaziergang die Entspannung einsetzt? Das haben britische Forscher herausgefunden. Außerdem sorgen solche Spaziergänge für bessere Stimmung und weniger Stress. Und angenehm für‘s Auge sind sie auch.
Mehr über die „Nichtvisuelle Wirkungen von Licht auf Menschen“ erfahren Sie auch in der DGUV Information 2015-220.