Wer etwas weiter oben anbringen oder von dort herunterholen möchte, nutzt eine Leiter. Sie sind schnell aufgebaut und einfach zu handhaben. Trotzdem gehören Unfälle mit ihnen in manchen Gewerken fast schon zum Alltag. Nur, woran liegt das? Eigentlich müsste doch jeder wissen, wie er mit einer Leiter umgehen muss. Doch viele Menschen unterschätzen die Gefahr, die durch die Arbeit auf einer Leiter ausgeht, gerade weil sie jeder aus seinem privaten Umfeld kennt – und damit fehlt die nötige Vorsicht. Im Beruf sind Leitern daher nie die erste Wahl. Oft gibt es ein sicheres Arbeitsmittel, wie ein Gerüst oder eine Hubarbeitsbühne.

Wer ist verantwortlich?

Für Arbeiten in der Höhe sind grundsätzlich der Arbeitgeber und seine Führungskräfte verantwortlich. Doch bevor Sie eine Leiter als Arbeitsplatz oder als Zugang zu hochgelegenen Arbeitsplätzen bereitstellen, müssen Sie im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung bewerten, ob nicht ein anderes Arbeitsmittel für die Arbeiten in der Höhe sicherer sind. Wo Sie welche Leiter einsetzen sollten, hängt immer von den Anforderungen am und an den Arbeitsplatz ab. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

  • Wie hoch liegt die Arbeitsstelle, wie ist die zu erreichende Höhe?
  • Wird das Arbeitsmittel nur einmal oder regelmäßig benutzt?
  • Wie lange bleibt der Mitarbeiter auf der Leiter? Je länger er in luftiger Höhe arbeitet, desto wichtiger werden entsprechende Sicherheitsmaßnahmen, wie eine Plattform oder ein Geländer.
  • Welcher Tätigkeit verrichtet der Mitarbeiter auf der Leiter, welche Konzentration erfordert das?
  • Welche Lasten müssen transportiert werden?

Als Arbeitgeber oder Führungskraft müssen Sie die regelmäßige Prüfung der Leiter organisieren und dokumentiert lassen. Den nächsten Prüftermin können Sie und Ihre Beschäftigten anhand eines Aufklebers an der Leiter erkennen. Ihre Mitarbeiter*innen haben wiederum die Aufgabe, vor jeder Benutzung augenscheinlich zu prüfen, ob die Leiter sicher begehbar ist. Ziehen Sie beschädigte Leitern sofort aus dem Verkehr und lassen Sie sie von einem Fachbetrieb instand setzen. Das gilt auch für vermeintliche Kleinigkeiten, wie fehlende Gummifüße oder verbogene Stufen.

Aufgrund des erhöhten Unfallpotenzials müssen die Sie Ihre Beschäftigten außerdem unterweisen, wie Sie sicher mit der Leiter umgehen und welche Gefahren bestehen. Auch auf den Leitern finden sich noch einmal Piktogramme, die die richtige Nutzung zeigen.

Verkehrsweg oder Arbeitsmittel?

Für die Auswahl des richtigen Modells ist es wichtig zu wissen, ob die Leiter nur als Verkehrsweg zu einem höher gelegenen Ort dient oder Sie oder Ihre Mitarbeiter*innen von dort aus arbeiten sollen. Dient eine normale Anlegeleiter als Verkehrsweg, darf sie bis maximal fünf Meter Höhe reichen. Dabei muss die Leiter mindestens einen Meter über die Ebene hinausreichen, zu der sie führt. Als Verkehrsweg dürfen Sie zudem eine Leiter mit Sprossen nutzen. Nehmen Sie Werkzeug oder sonstiges Material mit, sollte es nicht schwerer als 10 Kilogramm sein. Im Freien sind Gegenstände mit einer Windangriffsfläche von mehr als 1 m² nicht erlaubt. Leitern ab einer Höhe von drei Metern benötigen zudem eine Verbreiterung am Fußende, damit sie stabiler stehen. Auch ein festgebundener Leiterkopf oder eine Einhängevorrichtung erhöhen die Sicherheit. Die BG Bau hat einen Fünf-Punkte Plan für Anlageleitern herausgegeben, in dem Sie noch einmal alles Wichtige nachlesen können.

Bei Längen von mehr als zwei bis drei Metern sind Schiebeleitern beliebt. Prüfen Sie vorab, ob die einzelnen Teile nicht nur nach Betriebsanleitung aufgebaut, sondern auch sicher arretiert wurden. Vorsicht beim Schieben – dabei haben sich schon viele Nutzer die Finger geklemmt.

Achten Sie darauf, Leitern in einem Winkel zwischen 65 und 75 Grad anzulehnen. Den richtigen Anstellwinkel können Sie übrigens über die „Ellenbogen“- Probe prüfen: Einfach seitlich direkt an die erste Stufe der Leiter stellen und den Ellenbogen im 90-Grad-Winkel in Richtung Leiter strecken. Jetzt muss der Ellenbogen die Leiter berühren.

Stehleitern (siehe unten) sind für Verkehrswege gar nicht erlaubt – auch nicht im zusammengeklappten Zustand. Denn sie stehen nicht stabil genug. Sie sind nur für Arbeiten in der Höhe gedacht.

Arbeiten in der Höhe

Bis zwei Metern Höhe ist das Arbeiten von einer Stufenleiter grundsätzlich erlaubt. Zwischen zwei und fünf Metern Höhe dürfen Sie nur zeitweilig, also maximal zwei Stunden von dort aus tätig sein. Die Stufen müssen dann mindestens acht Zentimeter breit sein, damit Sie oder Ihre Beschäftigten mit beiden Beinen fest auf einer Stufe stehen.

Steht von allein

Von Stehleitern spricht man bei freistehenden Leitern mit zwei Schenkeln. Sie können sowohl Stufen als auch Sprossen besitzen und von einer oder auch zwei Seiten begangen werden. Die Leiterschenkel sind dabei durch Gelenke verbunden und müssen gegen Auseinandergleiten durch eine fest verbundene Spreizsicherung gesichert sein. Achten Sie beim Aufstellen einer solchen Stehleiter immer darauf, dass die Spreizsicherung vollständig gespannt ist. Eventuell müssen Sie sie auch während der Arbeit nachspannen. So stellen Sie sicher, dass die Leiter nicht wegrutscht und die Holme im richtigen Winkel zur Standfläche stehen. Die oberste Sprosse oder Stufe einer Stehleiter dürfen Sie nur betreten, wenn sie zum Beispiel mit einer Sicherheitsbrücke ausgerüstet ist. Stehleitern sind darüber hinaus beim Übersteigen oder seitlichen Herauslehnen sehr instabil. Deshalb ist es nicht erlaubt, von der einen auf die andere Seite oder von einer Stehleiter aus auf andere Bauteile, wie Bühnen oder Gerüste, überzusteigen. Auch für unbefestigtes Terrain eignen sich Stehleitern nicht, weil sie schnell kippen.

Leitern richtig nutzen

Achten Sie auf Standsicherheit: Wackeln gilt nicht. Da Leitern generell kleine Auflageflächen besitzen, sollten diese Fläche optimal haften. Achten Sie daher auf Sand, Öl oder Wasser am Boden, denn sie können zum Wegrutschen der Leiter führen. Im Außenbereich kann auf Erde, Schotter oder Sand eine Seite stärker einsinken als die andere. Achten Sie deshalb darauf, dass die Leitersprosse immer waagrecht ist.

Höhenausgleich: Sorgen sie auf Treppen oder ähnlichen Standorten für einen Höhenausgleich. Die Hersteller bieten hier Zubehörteile mit einer festen Holmverbindung, zum Beispiel Holmverlängerungen und Standverbreiterungen, an. Bitte keine Lösungen „Marke Eigenbau“.

Weg von elektrischen Anlagen: In der Nähe von nicht freigeschalteten Starkstromleitungen müssen Sie einen Abstand von mindesten fünf Metern einhalten, in dem Arbeiten auf einer Leiter verboten sind. An spannungsführenden elektrischen Anlagen dürfen Sie nur nichtleitende Leitern einsetzen, also beispielsweise solche aus Holz- oder Kunststoff.

Fünf typische Fehler

Bei der Handhabung von Leitern gibt es einige typische Fehler, die uns in der Praxis immer wieder begegnen. Hier sind sie:

Was nicht passt, wird passend gemacht: Achten Sie darauf, dass die Anlegeleiter wirklich mindestes einen Meter übersteht. Ist sie nicht lang genug, müssen Sie nach einer anderen Lösung suchen.

Huch ist das rutschig: Immer wieder rutschen Menschen von den Sprossen ab oder knicken um. Halten Sie sich daher immer gut fest, kontrollieren Sie außerdem die Sohlen Ihrer Schuhe, bevor Sie eine Leiter betreten. Auch Wind, Nässe und Kälte können das Nutzen unsicherer machen.

Ich komm da noch ran: Achten Sie darauf, dass Sie immer sicher stehen. Wenn Sie sich seitlich über die Holme hinauslehnen, kann die Leiter wegrutschen. Das Gleiche gilt, wenn Sie sehr viel Druck ausüben. Versetzen Sie die Leiter im Zweifel einfach ein wenig.

Ich dachte, da kommt niemand: Stellen Sie Leitern nicht in Verkehrswege oder hinter Türen. Lässt sich ein solcher Standort nicht vermeiden, sichern Sie ihn ab oder sperren Sie den Bereich.

Ich komm mal schnell mit rauf: Benutzen Sie Leitern immer allein. Selbstverständlich darf ein Kollege unten die Leiter sichern, aber auf der Leiter selbst hat er nichts verloren.

Das Arbeiten mit Leitern lässt sich oft mit einfachen Hilfsmitteln sicherer machen. Dazu vertreibt der Fachhandel einiges an Zubehör. So erhöhen nachrüstbare Quertraversen die Standfestigkeit einer Leiter. Wandabstandshalter sorgen für mehr Stabilität und gleichen Unregelmäßigkeiten in der Wand, wie herausschauende Steine aus.

In der seit 2018 gültigen TRBS 2121 Teil 2 können Sie die gesetzlichen Grundlagen noch einmal nachlesen.