Ob Schutzanzüge, Handschuhe oder Gesichtsschutz – die allermeisten Kollegen in der Industrie nutzen heute konsequent die richtige Ausrüstung. Das ist vorbildlich und eine der vielen positiven Entwicklungen der letzten Jahre. Doch was passiert eigentlich am Ende der Arbeiten, wenn Sie kurzfristig abberufen werden oder etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt?
Nehmen wir zum Beispiel ein einfaches, aber allzu menschliches Bedürfnis: Die Blase drückt. Bis eine aufwändige Schutzausrüstung ausgezogen und sicher verstaut ist, kann es eine Weile dauern. Wer es eilig hat, ist geneigt, wenigstens einen Teil der Ausrüstung anzubehalten. Vielleicht ist es Ihnen nach getaner Arbeit aber auch schon passiert, dass Sie mit Ihren Schutzhandschuhen den Handlauf oder die Türklinke angefasst haben, weil Sie sie nach einer Weile gar nicht mehr bewusst wahrgenommen haben?
Um es gleich vorweg zu nehmen: In den meisten Fällen geht dadurch keine oder nur geringe Gefahr für die Kollegen aus. Denn selbst wenn Sie in der Nähe von gefährlichen Stoffen gearbeitet haben, heißt das nicht, dass Ihre Kleidung kontaminiert sein muss.
Auf der anderen Seite müssen Sie es nicht immer merken, wenn Sie mit gefährlichen Stoffen in Berührung gekommen sind. Und wenn solche Stoffe dann im Meisterbüro, auf dem Fahrersitz des Abteilungswagens oder im eigenen Auto landen, in das danach Ihr Dreijähriger klettert, dann sind das Risiken, die sich ganz einfach vermeiden ließen. Schließlich rechnen die Menschen dort nicht damit, mit Gefahrstoffen in Berührung zu kommen.
Ganz schlecht ist deshalb auch die Idee, nicht die Waschgelegenheiten des Arbeitgebers zu nutzen, sondern mit der Arbeitskleidung nach Hause zu fahren, um dort zu duschen. In vielen Unternehmen ist es außerdem nicht erlaubt, Arbeitskleidung zuhause zu waschen. Trennen Sie deshalb Arbeits- und Freizeitkleidung konsequent. Die gleiche Sorgfalt gilt auch für Ihre Werkzeuge. Reinigen Sie sie am besten schon in den Produktionsräumen, damit sie danach direkt wieder sauber und einsatzbereit sind.
Doch was können Sie tun, wenn Sie mit gefährlichen Stoffen in Berührung gekommen sind? In den meisten Fällen gilt: Wasser hilft, viel Wasser hilft viel. Nutzen Sie daher im Zweifel zuerst die Notdusche in den Produktionsräumen und ziehen Sie erst dann Ihre Ausrüstung aus.
Das kann je nach Ausrüstung etwas knifflig sein, weshalb es immer wieder vorkommt, dass Menschen sich dabei selbst kontaminieren und vielleicht sogar verletzen. Wie es geht und welche Reihenfolge sinnvoll ist, zeigen einige gute Videos im Internet. Zwei interessante Links finden Sie am Ende dieses Blogs. Denken Sie außerdem daran, Ihre Ausrüstung sicher zu entsorgen und sich danach gründlich die Hände zu waschen.
Und wenn es doch einmal besonders schnell gehen muss: In manchen Fällen reicht es, einen Einmalanzug über die Schutzkleidung zu ziehen, den Sie direkt danach entsorgen können. Und für Autositze gibt es spezielle Hüllen, damit die Sitze sauber bleiben. Ist das nicht genug, müssen Sie sich wohl oder übel die nötige Zeit nehmen. Schließlich wünschen Sie sich auch, dass Ihre Kollegen genauso respektvoll mit Ihrer Gesundheit umgehen.
Übrigens: Das Arbeitsgericht Hessen hat in seinem Urteil vom 23.11.2015 (Az.: 16 Sa 494/15) entschieden, dass sowohl die Zeit für das Umkleiden als auch die Wegezeiten zwischen Umkleide und Arbeitsplatz als Arbeitszeit gelten.
Hier erfahren Sie, wie Sie Schutzkleidung richtig ausziehen.