Eine Vollbremsung, ein schnelles Ausweichmanöver und schon kommt die Ladung ins Rutschen – wenn sie nicht richtig verstaut und festgezurrt ist. Beim Transport von Gütern über lange Strecken lassen sich die meisten Unternehmen deshalb von professionellen Logistikunternehmen unterstützen, die sich mit der Sicherung von Ladung auskennen. Doch gerade bei kurzen Wegstrecken innerhalb eines Betriebsgeländes gibt es oft genug Grund, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen. Denn nicht oder falsch gesicherte Ladung kann im Ernstfall zur tödlichen Gefahr für Insassen, aber auch für andere Verkehrsteilnehmer werden.

Das sagt der Gesetzgeber

Die Straßenverkehrsordnung schreibt vor, dass Sie Ladungen in und auf jedem Fahrzeug sichern müssen. Das gilt nicht nur für große LKW, sondern auch für PKW und Kleintransporter. Verantwortlich für die Sicherung von Ladung ist zum einen der Fahrer, aber auch jeder, der das Fahrzeug belädt oder auch nur beim Beladen hilft. Dabei reicht bereits aus, ein Paket in den Kleintransporter zu tragen oder eine Palette mit dem Gabelstapler in den LKW zu fahren.

Entdeckt die Polizei bei Routinekontrollen oder einem Unfall Mängel bei der Ladungssicherung, setzt der Fahrer damit möglicherweise seinen Führerschein aufs Spiel. Ebenso kann die Polizei den Belader nachträglich belangen. Der Halter eines Fahrzeugs steht ebenfalls in der Pflicht: Er muss geeignete Hilfsmittel zur Verfügung stellen und darf das Fahrzeug nicht losfahren lassen, wenn er weiß, dass die Ladung nur mangelhaft gesichert wurde.

Besser und vor allem sicherer ist es daher, die Ladung auch bei kürzeren Strecken ordnungsgemäß zu verstauen. In der Theorie gibt es dazu zwei Lösungen:

Formschlüssige Ladungssicherung: Tetris lässt grüßen

Kennen Sie noch Tetris, das Spiel, bei dem man Blöcke so geschickt ineinander stapeln musste, damit sich die untere Reihe in Luft auflöste? So ähnlich arbeitet man bei der formschlüssigen Ladungssicherung. Ziel ist es, alle Güter so zu stapeln, dass nichts verrutschen kann, weil es keinen Platz für die einzelnen Lasten gibt, sich zu bewegen. Eine elegante, aber meist nur schwer zu realisierende Lösung. Schließlich stehen – gerade im innerbetrieblichen Verkehr – häufig nur wenige Teile in unterschiedlichen Formen zum Transport. Außerdem müssen Sie bei dieser Art der Sicherung die Ladung nach dem Be- oder Entladen von Teilmengen immer wieder neu verteilen, um zu verhindern, dass die Pakete bei ruckartigen Bewegungen des Fahrzeugs zu einer Seite beschleunigen. Meistens muss also eine zusätzliche Sicherung her. Der Handel bietet dazu eine Vielzahl von Hilfsmitteln, wie Sperrstangen oder Füllkörper.

Kraftschlüssige Ladungssicherung: Hier machen Sie richtig Druck

Bei der kraftschlüssigen Ladungssicherung machen Sie sich das Prinzip der Reibungserhöhung zunutze. Zurren Sie die Ladung nämlich mit Spanngurten auf der Ladefläche fest, erhöht sich dadurch die Reibung am Boden stark und verhindern so ein Verrutschen. Auch besonders leichte Ladungsgegenstände können Sie so gegen Verrutschen sichern. Dabei gibt es einiges zu beachten:

  • Der Boden des Fahrzeugs sollte sauber sein, denn feine Sandkörnchen oder anderer Dreck auf der Ladefläche verhindern, dass Sie genug Druck aufbauen können.
  • Nutzen Sie Antirutschmatten. Durch sie können Sie die Vorspannung der Gurte in vielen Fällen deutlich reduzieren.
  • Auch wie Sie die Gurte anbringen, ist wichtig. Passen Sie die Verteilung und die Anzahl der Gurte auf die Geometrie und das Gewicht der Last an. Achten Sie dabei auch auf die richtige Vorspannkraft und kontrollieren Sie vorher, ob sich die Zurrmittel und Zurrpunkte für Ihren Zweck eignen. Die Belastbarkeit der Zurrmittel ist in der Regel auf dem Etikett beschrieben.

In der Praxis kommt am häufigsten eine Kombination aus form- und kraftschlüssiger Ladungssicherung zum Einsatz. Damit können Sie die Ladung zum Beispiel in Fahrtrichtung sichern, indem Sie sie sie direkt bis an die vorderste Kante laden und sie hinten und zur Seite festzurren.

Die nötige Vorspannkraft und die zulässigen Winkel, mit denen Sie die Gurte befestigen, lassen sich mit speziellen Winkelmessern und Hilfsdiagrammen der Berufsgenossenschaft (BG) berechnen. Für Mitgliedsbetriebe ist der Service kostenlos. Hier geht es zum Beispiel zu den Seiten der BG RCI mit vielen hilfreichen Informationen, die Sie sich auch als PDF herunterladen und Ihren Kolleg*innen zur Verfügung stellen können.

Außerdem finden Sie auf https://ladungssicherung.lasiprofi.de/de/niederzurren.html ein Rechner, mit dem Sie die nötigen Werte nach DIN EN 12195-1 und VDI 2700 ff berechnen können.

Immer wieder aufs Neue: die typischen Fehler

„Ich mach dann mal schnell.“ Ein echter Klassiker ist es, Ladungen auf kurzen oder innerbetrieblichen Strecken nicht zu sichern. Doch wenn Ihre Ladung ins Rutschen kommt, dann kann es Sie überall treffen, ganz gleich, wie kurz die Strecke sein mag.

„Das ist so schwer, das sitzt bombenfest.“ Vielleicht geht es nicht ganz so schnell wie bei leichten Paketen, doch auch schwere Lasten können rutschen. Und wenn sie einmal rutschen, dann können sie zu einer echten Gefahr für Fahrer und Umwelt werden. Deshalb sollten Sie auch sehr schwere Lasten sicher verzurren.

„Gurt ist drum. So passt’s.“ Wenn Sie Ihre Ladung sichern, sichern Sie sie richtig. Ohne die richtigen Zurrmittel an den richtigen Zurrpunkten im richtigen Winkel sind alle Sicherungsmaßnahmen nur Augenwischerei. Lassen Sie sich bei Bedarf von jemandem helfen, der sich damit auskennt. Denken Sie außerdem daran, die Materialien, die Sie für die Ladungssicherung nutzen, regelmäßig zu überprüfen. Schließlich unterliegen Kunststoffe Alterungsprozessen. Außerdem werden die Materialien mechanisch teilweise stark belastet. Deshalb sollten Sie sie sich vor dem Anbringen genau anschauen und sie bei Einschnitten, Beschädigungen, Brüchen oder im Zweifel regelmäßig austauschen. Behalten Sie außerdem die Lastverteilung im Fahrzeug im Blick und halten Sie die zulässigen Achslasten und das Gesamtgewicht ein.

Speerwerfen für Handwerker: Rohre, Stangen oder Latten zu verladen erfordert besondere Aufmerksamkeit. Denn sie können zu Speeren werden und vom Ladebereich in das Fahrerhaus durchstoßen, wenn Sie sie nicht sicher verstauen. Achten Sie auch darauf, dass sie nicht zu weit über die Ladefläche herausragen.

Marke Eigenbau: Alle Einbauten müssen den möglichen Belastungen standhalten und entsprechend zertifiziert sein. Eigenkonstruktionen können dies in der Regel nicht leisten, sondern werden im schlimmsten Fall zu einer zusätzlichen Gefahrenquelle.

„Jetzt kann nichts mehr passieren.“ Bleiben Sie beim Öffnen der Türen und dem Entladen aufmerksam. Hohe oder übereinander verstaute Ladungen könnten trotz aller Sicherheitsvorkehrungen während der Fahrt gekippt oder verrutscht sein und Ihnen beim Öffnen der Türen entgegenkommen. Oder sie verrutschen, wenn Sie die Gurte oder andere Hilfen zur Ladungssicherung entfernen. Etwas mehr Vorsicht kann sich daher auszahlen.

Übrigens: Auch in Lastenaufzügen sollten Sie Ladung immer sichern – insbesondere, wenn Personen im Aufzug mitfahren. Denn durch die Höhenveränderung und die Vibrationen können die Lasten in Bewegung geraten. Dann hat die mitfahrende Person nur wenig Möglichkeiten auszuweichen.