Wussten Sie, dass unser Gehör nie „schläft“? Die Haarsinneszellen nehmen Geräusche ununterbrochen auf. Dabei bewegen sie sich wie Grashalme im Wind. Bei leisen Geräuschen wiegen sie sich nur leicht hin und her, bei großer Lautstärke brechen die Sinneszellen irgendwann ab. Dann können Sie in diesem Frequenzbereich nichts mehr hören. Das bedeutet: Auch wenn wir Lärm nach einer Weile als weniger laut empfinden, gewöhnt sich unser Gehör nicht etwa daran, sondern nimmt auf Dauer Schaden.
Damit es gar nicht so weit kommt, gibt es ganz unterschiedliche Gehörschutzkonzepte: Zum Beispiel die großen Kapselgehörschützer – auch Mickey Mäuse genannt oder Schaumstoffgehörschutzstöpsel. Den höchsten Tragekomfort bieten persönlich angefertigte Otoplastiken. Sie galten jedoch bisher immer als teuer und wurden daher nur in Ausnahmenfällen eingesetzt.
Auf dem Markt für Otoplastiken hat sich in der letzten Zeit allerdings einiges getan. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich der individuelle Gehörschutz für Mitarbeiter lohnt, die häufig in lärmbelasteter Umgebung arbeiten. Schon wer ein bis zwei Paar Stöpsel pro Tag benötigt, fährt auf Dauer mit Otoplastiken besser. Denn für einfache Modelle, die den Lärm in einem bestimmten Frequenzbereich herausfiltern, müssen Sie zwischen 80 und 120 Euro pro Paar rechnen.
Hinzu kommt die Funktionsprüfung, die vor dem ersten Tragen und danach alle zwei Jahre nötig ist. Dies ist nicht nur eine „technische“ Prüfung der Otoplastik, sondern soll darüber hinaus sicherstellen, dass sie das Gehör noch optimal schützt. Denn unser Ohr, das übrigens das ganze Leben lang wächst, kann sich soweit verändern, dass die Otoplastik nicht mehr ausreichend vor Schalldruck schützt. In der Regel hält ein solcher Gehörschutz jedoch mehrere Jahre.
Otoplastiken sind deutlich angenehmer zu tragen als alternativer Gehörschutz. Die Ohren schwitzen nicht, außerdem entsteht nicht das Gefühl abgeschottet zu sein. Das bestätigen uns unseres Kollegen immer wieder. Die meisten bemerken sie nach einer Weile überhaupt nicht mehr. Dadurch tragen sie Mitarbeiter nicht nur lieber, sondern setzen sie im Zweifel auch häufiger ein.
In der Regel schließen Sie auch dichter ab als ein gewöhnlicher Schaumstoff-Stöpsel. Zusätzlich bieten die Filter oft einen relativ unveränderten Frequenzgang, dadurch können Sie zum Beispiel Musik und Sprache unverfälscht wahrnehmen. Viele der klassischen Schaumstoff-Gehörstöpsel weisen dagegen eine nicht-lineare Dämmkurve auf. Dadurch klingen Umgebungsgeräusche oft dumpf und unklar.
Neben Lärm kann ein solcher Gehörschutz auch zum Schutz vor in das Ohr eindringendem Wasser und Schmutz dienen. Die Erfahrungen aus Langzeitstudien zeigen außerdem: Mit Otoplastiken verschlechtert sich das Gehör langsamer als bei anderen Gehörschutzarten.
In viele Otoplastiken können Sie Wechselfilterkapseln einsetzen. Dadurch lässt sich ein Gehörschutz an unterschiedliche Lärmbedingungen anpassen. Einige Hersteller bieten außerdem die Möglichkeit, in Betrieben mit besonders hoher Lärmbelastung über Bluetooth zu kommunizieren ohne den Gehörschutz herausnehmen zu müssen. Für die Lebensmittelverarbeitung gibt es Otoplastiken mit Metalleinlagen, um sie bei Verlust über Magnete aus den Zubereitungsbehältern entfernen zu können. In einige Modelle lassen sich darüber hinaus Hörgeräte einpassen.
Bei uns im Betrieb sind maßgeschneiderte Otoplastiken bisher nur sehr selten verloren gegangen, denn sie sind in der Regel mit Bändern und einer Klammer versehen, damit Sie sie an der Kleidung befestigen können. Falls doch, lässt sich anhand der digitalisierten Abdruckform schnell und günstig Ersatz herstellen.
1. Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitssicherheitsexperten. In größeren Unternehmen arbeiten die Kollegen meist schon mit einem Hersteller zusammen, der den passenden Service bietet. Ansonsten finden Sie eine Vielzahl von Herstellern im Netz oder über Ihre Berufsgenossenschaft. Auch wenn die Otoplastiken häufig sehr ähnlich sind, unterscheiden sich die Services der Hersteller deutlich. Vergleichen lohnt sich also.
2. Messen Sie, in welchem Frequenzbereich die Lärmbelastung in Ihrem Betrieb liegt, damit Sie gemeinsam mit dem Hersteller Ihrer Wahl das passende Grundmodell auswählen können.
3. Ein Gehörgeräteakustiker nimmt im Anschluss daran einen Abdruck von Ihrem Ohr. Er informiert Sie auch, sollte sich Ihr Gehörgang ausnahmsweise nicht für eine Otoplastik eignen.
4. Der Hersteller fertigt anhand dieses Abdrucks die Otoplastik.
5. Der Gehörgeräteakustiker/Hersteller passt die Otoplastik an und prüft sie auf ihre Funktion. Er unterweist Sie auch in die richtige Trageweise und gibt Tipps für die regelmäßige Reinigung.
Übrigens: Falls Sie viel Heimwerken, Musik machen oder Motorradfahren, sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber. Eventuell dürfen Sie die Otoplastiken auch privat nutzen – oder erhalten die Möglichkeit, sich günstig ein zweites Paar für den privaten Gebrauch mit zu bestellen.
Wer häufig oder andauernd in lärmbelasteter Umgebung arbeitet, für den sind Otoplastiken ein ausgesprochen interessanter und preiswerter Gehörschutz mit ausgezeichnetem Tragekomfort. Für Menschen, die nur kurz mit Lärm in Berührung kommen, weil sie zum Beispiel nur als Besucher oder nur wenige Minuten am Tag in lärmbelasteten Bereichen verbringen, sind in der Regel die klassischen Schaumstoff-Stöpsel oder Mickey-Mäuse die praktischere und günstigere Alternative.