„Ich habe eine Entscheidung getroffen – und die war gut!“

Esmaeil Mamdouhirokhi arbeitet seit Sommer 2022 bei YNCORIS in der Werkstatt in Leverkusen. Er mag das Team, die Arbeit. Wegen des Jobs ist er an den Rhein gezogen und das nicht, wie vielleicht manch anderer, aus Essen oder aus dem Oberbergischen. Der 40-Jährige kommt aus Mashhad im Iran. 

Schon lange planten Mamdouhirokhi und seine Frau, nach Deutschland auszuwandern. In seiner Heimat arbeitete der studierte Ingenieur im Industriebereich. Den gemeinsamen Plan verfolgte er gezielt, lernte Deutsch, nutzte Netzwerke wie Linkedin und andere Anbieter und stieß schließlich auf eine Stellenausschreibung von YNCORIS. „Ich konnte Deutsch auf B1-Niveau und hatte dann mehrere Vorstellungsgespräche per Teams mit YNCORIS. Das war ziemlich aufregend für mich“, erinnert er sich. Nach den Gesprächen war man sich einig und er bekam eine Zusage von YNCORIS und in der Folge eine Bestätigung von der Agentur für Arbeit. Mehrere Dokumente mussten er und seine Frau nachweisen, um schließlich das Visum, die Blaue Karte EU zu bekommen. Voraussetzung dafür sind ein Hochschulabschluss, ein Arbeitsvertrag und ein bestimmtes Mindestbruttogehalt. Diese Karte ist ein Aufenthaltstitel für Akademikerinnen und Akademiker aus Nicht-EU-Ländern, die innerhalb der europäischen Gemeinschaft eine Arbeit aufnehmen.

Zwischen Ankunft in Deutschland und erstem Arbeitstag lagen für Mamdouhirokhi zwei Wochen. Nicht viel Zeit, um eine Wohnung zu finden und einzurichten und möglichst viele Behördengänge zu schaffen. „Wenn man in ein fremdes Land kommt, ist man wie ein Neugeborenes. Ein Cousin meiner Frau, der schon länger in Deutschland lebt, hat uns geholfen und wir hatten das große Glück, schnell eine Wohnung zu finden. Auch meine Kollegen bei YNCORIS haben mich unterstützt. Das war toll!“ In der Werkstatt arbeitet er nun als Instanthaltungsfachkraft. Er schätzt wie abwechslungsreich seine Aufgaben sind. Geprüft, gewartet und repariert werden z. B. Krane, Aufzüge oder Hubwagen. Wenn es schwierig wird, arbeiten er und seine Kollegen im Team zusammen und finden gemeinsam eine Lösung. Er sagt, er sei gerade sehr zufrieden und jeden Tag entwickele er sich in seinem Beruf weiter. Nur mit seinen Sprachkenntnissen hadert er (die übrigens phänomenal sind, nach der kurzen Zeit im Land). 

Was ihm an Deutschland gefällt? Die Antwort kommt schnell: „Tatsächlich das Wetter! Deutschland ist so ein grünes Land. Dort wo ich herkomme ist Regen selten und die Landschaft trocken und wüstenhaft.“ Außerdem die Deutschen, die er bisher durchweg als freundlich kennengelernt hat, die freie Meinungsäußerung, die vielen Brotsorten – und auch das Bier. Für die Zukunft wünscht er sich die Möglichkeit, sich persönlich und beruflich weiterzuentwickeln, Kinder zu bekommen und vielleicht Wohnungseigentum oder ein Haus zu erwerben. Den Menschen, die wie er in ein anderes Land ziehen, um dort zu arbeiten, rät er, die Sprache sehr gut zu lernen und das Internet und Netzwerke zu nutzen, außerdem offen und flexibel zu sein. Er sagt: „Ganz klar, die Sprache ist entscheidend. Außerdem haben wir Glück gehabt, mit den freundlichen Menschen in unserem privaten und beruflichen Umfeld, die uns den Start so erleichtert haben!“

Interview mit Anna Beck, Human Resources YNCORIS

Anna Beck hat die Bewerbungsphase und die Einstellung von Esmail Mamdouhirokhi begleitet. Darüber sprach sie jüngst mit der Redaktion des Mitarbeitermagazins des Chemieparks Knapsack. 

Frau Beck, Sie haben im September 2021 das erste Gespräch mit Herrn Mamdouhirokhi geführt. Zwei weitere folgten und seit Juli 2022 steht er unter Vertrag. Wie sind sie auf ihn aufmerksam geworden? 

Anna Beck: Herr Mamdouhirokhi lebte damals noch im Iran und hat auf unsere Ausschreibung eine Online-Bewerbung geschickt. Die war für YNCORIS interessant und so traten wir per Teams mit ihm in Kontakt. Genauso wie die Situation für ihn außergewöhnlich war, war sie das für uns. Das Erstgespräch diente dazu, einen Eindruck zu gewinnen, ob Herr Mamdouhirokhi als potentieller Arbeitnehmer in Frage kommt. Und auch, um abzuschätzen, ob er weiß, worauf er sich einlässt, wenn er diesen großen Schritt geht und nach Deutschland auswandert für einen zunächst befristeten Vertrag. 

Wie lief die Kommunikation? 

Anna Beck: Wir führten das Gespräch auf Deutsch, zum Teil auch mit „Händen und Füßen“. Um uns verständlich zu machen, in welchen Bereichen er im Iran arbeitete, teilte er seinen Bildschirm und zeigte uns Bilder von seiner damaligen Arbeitsstelle. Er war sehr gut vorbereitet und sehr gut informiert und klar in dem, was er wollte. Im zweiten Gespräch unterstützte uns dann Kollege Reza Vali, der iranische Wurzeln hat und das Gespräch über rechtliche Grundlagen, den Arbeitsvertrag usw. dolmetschte. Das war eine große Hilfe. 

Nachdem die Entscheidung gefallen war, was mussten Sie alles veranlassen und regeln? Sicher gab es auch die ein oder andere Hürde? 

Anna Beck: Für das Visum benötigte Herr Mamdouhirokhi bestimmte Dokumente, wie z. B. den Arbeitsvertrag, um sie bei der Deutschen Botschaft im Iran vorzulegen. Es war schnell klar, dass der Postweg nicht möglich war. Aber die Ansprechpartner*innen in der Botschaft waren sehr kooperativ und akzeptierten PDFs, die wir per Mail schicken konnten. Auch die Mitarbeiter*innen der Agentur für Arbeit, bei der wir einen Antrag stellen mussten, um eine Vorabzustimmung zu erhalten, waren hilfsbereit. Normalerweise ist für die Einstellung bei YNCORIS außerdem eine gesundheitliche Untersuchung bei unseren Werksärzt*innen Voraussetzung. Das war nicht möglich. So schlossen wir den Arbeitsvertrag also unter Vorbehalt und Herr Mamdouhirokhi holte die Untersuchung dann in Deutschland nach. 

Wie hat das Unternehmen ihn in der ersten Zeit in Deutschland unterstützt? Haben Sie ihn auch persönlich kennengelernt? 

Anna Beck: Wir haben z. B. einen Eilantrag für seine Steuernummer gestellt. Als er nach Knapsack kam, um den Vertrag im Original zu unterschreiben, hatten wir Gelegenheit, uns kennenzulernen, das war besonders. Ich hoffte sehr, dass er und wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Für ihn persönlich hing so viel davon ab. Heute kann ich sagen: Seine Einstellung war ein Erfolg. Die Kollegen in Leverkusen äußern sich sehr positiv, er hat sich bestens ins Team integriert und sein Vertrag ist inzwischen in einen unbefristeten gewandelt worden.

“Gerne haben wir Esmaeil Mamdouhirokhi in unserem Team willkommen geheißen. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels freuen wir uns, dass er den beschwerlichen Weg auf sich genommen hat, seine Heimat zu verlassen, um nach Deutschland zu ziehen und bei uns zu arbeiten. Durch seine Erfahrung in unserem Fachbereich und die Motivation, die er täglich mitbringt, ist er ein echter Zugewinn für unser, im Durchschnitt, recht junges Team. Seine Kenntnis vom und sein Blick auf das Leben und Arbeiten im Iran bieten natürlich auch eine ganz neue Perspektive für unsere angestammte Mannschaft.” 

Bastian Schulze, Auftragskoordinator Aufzüge/Fördertechnik Leverkusen